Frühe erste Passagierfahrt
Vor fast 125 Jahren waren Kaiser Wilhelm II. und seine Gemahlin Auguste Viktoria die ersten Passagiere des neuartigen Verkehrsmittels gewesen - und das noch vor offiziellen Eröffnung der Schwebebahn im Jahr 1901. Am 24. Oktober 1900 ging die Sonderfahrt mit den kaiserlichen Gästen von Döppersberg nahe dem heutigen Wuppertaler Hauptbahnhof nach Vohwinkel. Das war ungefähr die Hälfte der letztlich insgesamt 13,3 Kilometer langen Schwebebahntrasse.
Wie bei Oldtimern auf der Straße - der Kaiserwagen fällt durch seine weinrote Farbe und seine Konturen sofort auf. Im Unterschied zur hellblau lackierten vierten Fahrzeuggeneration, die seit 2019 im Einsatz ist, hat er noch von oben bis unten Ecken und Kanten. Als einziges Fahrzeug der Baureihe 1900 blieb der Kaiserwagen bis heute erhalten. Genau genommen sind es zwei Wagen, die Wagen 5 und 22. Der Vorderwagen ist kürzlich auf einem Tieflader in der Schwebebahn-Werkstatt eingetroffen. Jetzt kommt der Hinterwagen an.
Vorbild Zuckerfabrik
Schöpfer der Schwebebahn war der Zuckerfabrikant Eugen Langen, der auch den Würfelzucker erfand. Im etwa 50 Kilometer von Wuppertal entfernten Köln stand die Wiege der freischwebend aufgehängten Personenwagen. Dort entstand zunächst eine Versuchsstrecke. Hängebahnen dienten damals in den Betrieben als ein Transportmittel. Langen übertrug das System auf die Personenbeförderung. Doch der Durchbruch für die Schwebebahn als Verkehrsmittel in den schnell wachsenden Metropolen gelang damals nicht.
Kurz nach der Wuppertaler Schwebebahn am 1. März 1901 ging nach dem System Langen in Dresden am 6. Mai 1901 eine Bergbahn in Betrieb. Schon in der Anfangszeit der Schwebebahn rückten U-Bahn-Projekte in Metropolen in den Fokus. Denn in dicht bebauten Straßen stand wenig Raum zur Verfügung. Auch in Berlin wurde eine U-Bahn gebaut. Die Sonderfahrt für den Kaiser mit der Schwebebahn in Wuppertal sorgte nicht für eine andere Weichenstellung.
Zehntausende Fahrgäste Tag für Tag
Gut 470 Metallstützen tragen den Fahrweg der Wuppertaler Schwebebahn in acht bis zwölf Meter Höhe. Meist windet sich die Trasse direkt über der Wupper mit dem Fluss durch das Tal. An anderer Stelle steht der grüne Stahlkoloss auch über einer Straße. Zehntausende Fahrgäste nutzen täglich die Wuppertaler Schwebebahn, darunter sind auch Touristen. Wenn der Kaiserwagen wieder auf Fahrt geht für besondere Anlässe, gibt es ein besonderes Fotomotiv mehr.
© Volker Danisch, dpa | Abb.: Wuppertaler Stadtwerke | 20.06.2025 05:51