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Nahe Riedlingen im Landkreis Biberach ist zuvor ein Regionalzug entgleist. Dabei kamen nach Angaben der Polizei drei Menschen ums Leben. Weitere Reisende seien schwerst verletzt. Insgesamt wurden mindestens 34 Menschen verletzt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. Die Unfallursache war zunächst unklar.
Zuvor hatte es in der Region ein Unwetter gegeben. Die Ermittler prüfen, ob ein Erdrutsch die Ursache für das Unglück mit mindestens drei Toten sein könnte. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte: "Es hat hier starke Regenfälle gegeben, sodass nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch der Starkregen und ein damit verbundener Erdrutsch-Unfall ursächlich gewesen ist." Das sei nun Gegenstand der laufenden Untersuchungen.
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes zogen in den frühen Abendstunden unwetterartige Gewitter über die Region. Lokal seien in kurzer Zeit 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Dominik Smieskol in München. Allerdings habe der DWD am genauen Unglücksort keine Messstation, um für dort konkrete Angaben machen zu können.
Auf den Gleisen sind abgebrochene Äste verstreut. Auch eine Achse des Zuges liegt einige Meter entfernt am Rande des Gleisbetts.
Bahnchef und Spitzenpolitiker kondolieren
Bahnchef Richard Lutz kündigte an, am Montag nach Riedlingen zu kommen. Er wolle sich ein Bild von der Lage machen und den Einsatzkräften persönlich danken. Alle bei der Deutschen Bahn (DB) seien tief erschüttert und bestürzt über das schwere Zugunglück. "Mein tief empfundenes Mitgefühl und meine Anteilnahme gilt den Angehörigen der Verstorbenen. Den Verletzten wünsche ich eine schnelle und vollständige Genesung." Sein ausdrücklicher Dank gelte allen Einsatzkräften und Helfern, die vor Ort im Einsatz seien.
Auch mehrere Politiker bekundeten ihre Anteilnahme. So schrieb Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) auf dem Portal X: "Wir trauern um die Opfer. Ihren Angehörigen spreche ich mein Mitgefühl aus." Mit dem Innenminister und dem Verkehrsminister stehe er im engen Kontakt und habe sie gebeten, die Rettungskräfte mit allen Mitteln zu unterstützen.
"Aktuell lässt sich das gesamte Ausmaß des Zugunglücks bei Riedlingen nur erahnen", erklärte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU). Die Lage vor Ort sei erschütternd. "Wir stehen im engen Austausch mit der Bahn und unterstützen, wo wir können. Unsere Experten sind unterwegs, um gemeinsam mit den Ermittlungsbehörden die Unfallursache zu untersuchen."
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sprach von einer tragischen Nachricht. Er sei erschüttert. "Mein tief empfundenes Beileid gilt den Angehörigen der Opfer."
Mindestens zwei Waggons entgleist
In dem betroffenen Zug der Linie RE 55 saßen laut einem Sprecher der Bundespolizei rund 100 Menschen. Der Regionalexpress war von Sigmaringen nach Ulm unterwegs, als gegen 18.10 Uhr in der Nähe des Riedlinger Stadtteils Bechingen den Angaben zufolge mindestens zwei Waggons entgleisten. Der Unfallort liegt rund 45 Kilometer südöstlich von Ulm.
Die Leitstelle Reutlingen meldete einen sogenannten "Massenanfall von Verletzten" - das bezeichnet im Rettungswesen eine Situation, bei der eine große Zahl von Verletzten oder Erkrankten versorgt werden muss. Am Unfallort waren laut Innenminister Strobel mehrere hundert Einsatzkräfte mit entsprechendem Gerät und sechs Rettungshubschrauber im Einsatz.
Auch Einheiten des Bayerischen Roten Kreuzes unterstützen im Nachbar-Bundesland. Weitere Einheiten könnten bei Bedarf nach Baden-Württemberg verlegt werden, hieß es in einer Mitteilung.
Für Angehörige wurde eine Sammelstelle in einem Bürgerzentrum eingerichtet. Die DB hat für Betroffene und deren Angehörige eine kostenlose Sonder-Hotline unter 0800 3 111 111 eingerichtet. Außerdem stünden Notfallseelsorger und Krisenpsychologen für betroffene Reisende und Mitarbeitende bereit.
Dauer der Streckensperrung unklar
Das Tochterunternehmen DB Regio BW betreibt das Regionalzugnetz Donau-Ostalb. Hierzu gehört auch die Linie RE 55, die stündlich bis alle zwei Stunden fährt.
Auf der Internetseite der Bahn informierte der Konzern, dass der Bahnverkehr zwischen Munderkingen und Herbertingen eingestellt sei. "Grund hierfür ist eine Zugentgleisung auf der Strecke." Über die Dauer der Sperrung lagen den Angaben nach zunächst keine Informationen vor. Fahrgäste zwischen Ulm und Munderkingen sollte Züge des Bahnunternehmens SWEG nutzen, hieß es. Es wurde zudem ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.
Wie lange die Sperrung andauert, war zunächst unklar. Nachdem alle Verletzten versorgt worden seien, bereiteten sich die Einsatzkräfte nun darauf vor, die entgleisten Waggons von den Gleisen zu bergen, sagte die Kreisbrandmeisterin des Landkreises Biberach, Charlotte Ziller, am Abend an der Unglücksstelle.
© Nico Pointner, Marco Krefting und David Nau, dpa | Abb.: Andreas/Pixabay (Symbolbild) | 27.07.2025 20:05