Da die Carolabrücke gut gepflegt und überwacht war, seien die Anrisse gesehen worden. Die Bauwerksprüfer stuften sie jedoch als unkritisch ein, da diese im Normbereich lagen. Insofern sei die Carolabrücke "eigentlich nicht charakteristisch für das, was in Deutschland an Instandhaltungsmängeln vorhanden ist", sagte Marx. "Hier gab es sie nicht, höchstens kleine marginale Sachen."
Risikobewertung statt schnellem Abriss
Das Einzige, womit man hören könne, ob und wo etwas passiert, ist laut Marx die Schallemissionsmessung. "Das ist eine sehr gute Nachricht auch für die vielen anderen Brücken mit diesem Risiko in Deutschland." Damit sei feststellbar, ob ein aktiver Schädigungsprozess im Gange ist. Am Rest der Carolabrücke waren es seit Jahresbeginn mindestens 20 Brüche in den noch stehenden Zügen A und B.
Da die Technik für diese Methode teuer ist, schlagen die Gutachter für andere Bauwerke dieser Art vor, zunächst eine Risikobewertung zu machen. Marx schätzt, dass dafür bundesweit über 1.000 Brücken infrage kommen. Das Monitoring sei eine sichere und preiswertere Methode als ein schneller Abriss und koste etwa 0,5 bis 1 Prozent einer Neubausumme.
"Wenn es gelingt, damit die kritischen Fälle herauszufischen und erst dann abzureißen, wäre das ein sinnvolles wirtschaftliches und sicherheitsorientiertes Vorgehen", sagte Marx. Nach seiner Schätzung gibt es vielleicht 20 Prozent Hochrisikofälle. "Am Ende bleiben dann also ein Prozent übrig, wo es wirklich kritisch ist."
Elbe wird ab 4. Juni für Schiffsverkehr gesperrt
Im Zuge der Abrissarbeiten wird die Elbe im Bereich der Carolabrücke ab 4. Juli für jeglichen Schiffsverkehr vollständig gesperrt, teilte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe mit. Ab diesem Zeitpunkt bis Ende Juli sollen unter anderem die Träger der Brückenzüge A und B abgerissen werden. Später erfolgen Vermessungsarbeiten. Derzeit gehe man davon aus, dass die Elbe an der Carolabrücke ab Anfang September wieder passierbar ist, hieß es.
© dpa | Abb.: Feuerwehr Dresden | 29.05.2025 06:14