Rheinland-Pfalz
14:21 Uhr

Nach Bahnchaos in RLP: Kommt ein Schienengipfel?

Hitzig, aber im Ärger einig: Die zahlreichen Ausfälle, Verspätungen und Baustellen im Bahnverkehr wollen die Parlamentarier nicht hinnehmen. Auch die Unternehmerkritik ist deutlich.
SÜWEX Flirt 3 im Hauptbahnhof Trier
SÜWEX Flirt 3 im Hauptbahnhof Trier, © Deutsche Bahn AG / Stefan Wildhirt (Symbolbild)
Riesenfrust, aufgestauter Ärger, deutliche Forderungen: Parteiübergreifend haben die Abgeordneten des rheinland-pfälzischen Landtags über die vielen Probleme im Bahnverkehr gewettert. Hauptkritikpunkt: miserable Kommunikation der Bahn. Hauptforderung aus dem Parlament: ein Schienengipfel mit der Bahn. Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) solle das zur Chefsache machen.

Mobilitätsministerin Katrin Eder (Grüne) sprach von eklatanten Kommunikationsfehlern bei der Bahn und einer nicht entschuldbaren Kundenferne. Es dürften nicht einfach kurzfristig massive Einschränkungen im Bahnverkehr angekündigt werden. Stattdessen solle man Großveranstaltungen wie den Rheinland-Pfalz-Tag, den Wurstmarkt und Spiele der Fußball-Bundesliga bei den Plänen berücksichtigen.

Verlorenes Vertrauen zurückgewinnen

Die Bahn müsse das verlorene Vertrauen der Fahrgäste zurückgewinnen, mahnte die Grünen-Politikerin. Es gebe aber ein strukturelles Problem. Die Bahn sei kaputtgespart worden. Die Kapazitäten auf der Schiene nach Rheinland-Pfalz müssten ausgebaut werden. Dabei hoffe sie auch auf die Unterstützung des Bundes. Der neue Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) kommt aus Rheinland-Pfalz.

Der FDP-Abgeordnete Marco Weber und Stephan Wefelscheid von den Freien Wählern machten sich für einen Schienengipfel mit der Bahn stark, um über die vielen Probleme zu reden. Der Oppositionspolitiker Wefelscheid forderte Ministerpräsident Schweitzer auf, diesen Gipfel zur Chefsache zu machen. 

Lange Liste an Defiziten

Benedikt Oster von der SPD zählte die Defizite für die Bahnfahrer auf: Der Schienenersatzverkehr funktioniert nicht, es gebe keine Echtzeitanzeigen für die Fahrgäste bei Ausfällen, Bahnsteige seien veraltet und Toiletten in einem untragbaren Zustand. Die Bahn verliere durch diese Umstände Stück für Stück Vertrauen. Das führt dazu, dass die Menschen wieder auf das Auto umsteigen.

Der CDU-Abgeordnete Gerd Schreiner verwies auf die Verantwortung der Bundes- und Landesregierung mit Beteiligung der Sozialdemokraten. Es müsse dringend Investitionen in den Neubau von Bahnstrecken geben.

Deutliche Kritik am Bund

Das Thema regionale Schiene sei von Bundesregierung systematisch vernachlässigt worden, erklärte der AfD-Abgeordneten Ralf Schönborn. Es gebe eine Verwaltung des Stillstands auf der Schiene. Die Grünen-Politikerin Lea Heidbreder forderte, das System Schiene müsse gestärkt werden. Rheinland-Pfalz dürfe nicht auf der Strecke bleiben.

Dass die Bahn die Investitionsversäumnisse in die Schieneninfrastruktur endlich aufholen will, sei grundsätzlich zu begrüßen, erklärte der rheinland-pfälzische Unternehmerverband. Eine leistungsfähige Schieneninfrastruktur sei für die wirtschaftliche Zukunft unseres Landes unerlässlich. 

Unternehmer fordern Planungssicherheit

"Gleichzeitig darf man nicht übersehen: Für viele Unternehmen in Rheinland-Pfalz kommen die aktuellen Einschränkungen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt", kritisierte Karsten Tacke, Hauptgeschäftsführer der Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz (LVU). Die Logistik sei ohnehin stark belastet – durch anhaltendes Niedrigwasser im Rhein, durch verstärkte Grenzkontrollen, aber auch durch Fachkräftemangel.

"Wenn nun auch noch großflächige Zugausfälle hinzukommen, geraten Lieferketten und Pendelverbindungen zusätzlich unter Druck", mahnte Tacke. "Gerade deshalb wäre es wichtig gewesen, früher und transparenter zu kommunizieren." Mit besserer Abstimmung hätten sich Betriebe wie Beschäftigte besser auf die Situation einstellen können.

"Dass das geht, hat zuletzt die Sanierung der Riedbahn gezeigt", sagte der LVU-Hauptgeschäftsführer. "Für künftige Bauvorhaben sollte das der Maßstab sein."

Baustellen bremsen aus

Gleich mehrere Strecken in Rheinland-Pfalz und im Rhein-Main-Gebiet sind derzeit eine Geduldsprobe für Bahnfahrer und Pendler. Zurzeit sind mehrere Bahnverbindungen eingeschränkt oder fahren gar nicht - etwa die für die Rhein-Main-Region wichtigen S-Bahn-Linien 8 und 9 oder auch die Züge zwischen Koblenz und Mainz.

Der Schienenersatzverkehr nach Limburg wurde erst am Wochenende verlängert. Die Bahn hatte sich für kurzfristig angekündigte Einschränkungen im Bahnverkehr Anfang Mai entschuldigt.

Auf den S-Bahnlinien S1 und S2 sowie S8 und S9 im Frankfurter Osten kommt es noch bis Ende Mai nachts an unterschiedlichen Tagen und an den Wochenenden zu Ausfällen. Grund sind Bauarbeiten an mehreren unterirdischen Stationen. Gebaut wird auch zwischen Koblenz und Mainz: Fahrgäste müssen zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedenen Stellen auf Busse umsteigen. Neue Informationen dazu, wie es auf der Strecke weitergehen könnte, werden am Freitag (16.5.) erwartet. 

Planen, um pünktlich zu sein

Der Fahrgast Verband Pro Bahn kritisierte erneut die derzeitigen Zustände in der Region scharf. Der "Notzustand" bei der Bahn sei mittlerweile Normalzustand. Die Einschränkungen wirkten sich massiv auf Pendler und Reisende aus. "Da sprechen wir nicht von Fahrplanabweichungen bis 15 Minuten, sondern von gravierenden Verspätungen und Ausfällen. In der Realität bedeutet dies, dass nur noch Menschen mit gleitender oder flexibler Arbeitszeit dies auffangen können." 

Der Verband rät Fahrgästen weiterhin, sich frühzeitig im Internet und auf Bahn-Apps zu informieren, "am besten ein bis zwei Stunden vorher darauf schauen, um noch auf einen früheren Zug ausweichen zu können, um pünktlich am Ziel zu sein".
© dpa | Abb.: Deutsche Bahn AG / Stefan Wildhirt (Symbolbild) | 15.05.2025 12:44

Es gibt neue
Nachrichten bei schiene.de

Startseite neu laden