Wie informieren sich Bahn und Flughäfen über das Wetter?
Die Deutsche Bahn verwendet ein Wetterprognosesystem. Damit werden 28 Wetterparameter an rund 17.000 bahnspezifischen Punkten erfasst. Hinzu kommen streckenbezogene Daten. "Auf dieser Grundlage werden präzise Prognosen bis zu acht Tage im Voraus erstellt, die direkt in betriebliche Entscheidungsprozesse einfließen – von der Einsatzplanung bis zur Betriebssteuerung", erklärt eine Bahn-Sprecherin in München.
Beim Memminger Airport setzen die Verantwortlichen auf die Informationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und weiterer Wetterdienstanbieter. Auch am Nürnberger Flughafen verlässt man sich auf den DWD.
Am Münchner Flughafen wird neben den DWD-Vorhersagen unter anderem ein Glatteis-Frühwarnsystem genutzt, das von insgesamt 18 über den Flughafen verteilten Messstellen permanent aktualisierte Daten bezieht. "Darüber hinaus werden mit Hilfe von Spezialfahrzeugen laufend die Bremswerte auf den Start- und Landebahnen geprüft", erläutert Sprecher Robert Wilhelm.
Was genau muss alles schnee- und eisfrei gehalten werden?
Allein die zwei Start- und Landebahnen, Vorfelder und Rollwege am Flughafen München umfassen rund 5,6 Millionen Quadratmeter – umgerechnet sind das laut dem Airport-Sprecher mehr als 780 Fußballfelder. "Die Räumung einer über 4.000 Meter langen und circa 60 Meter breiten Start- und Landebahn am Münchner Flughafen dauert nur etwa 30 Minuten."
Die Winterdienst-Kolonne umfasst 184 Fahrzeuge, 152 davon zum Räumen und Enteisen der Flugbetriebsflächen und 32 für Straßen, Wege und Parkflächen im öffentlichen Bereich. 71 der Fahrzeuge sind Traktoren aus der Flughafenregion. Mehr als 600 Frauen und Männer sind im Einsatz, von denen rund 520 aus der Landwirtschaft und von Fuhrunternehmen aus der Region kommen.
"Besonders personalintensiv sind zum Beispiel Lagen mit Eisregen", erzählt Jan Beinßen vom Flughafen Nürnberg. Heuer seien dort etwa 57.000 Tonnen Flächenenteisungsmittel eingelagert worden. Allein für die Flugzeugenteisung mit 4 Enteisungsfahrzeugen stünden 18 feste und bis zu 20 Springerkräfte bereit.
Das bayerische Schienennetz umfasst rund 10.330 Kilometer Gleise. "In Bayern gibt es über 10.000 Weichen, davon sind 8.140 mit einer Weichenheizung ausgestattet", sagt die Bahn-Sprecherin. "Bei Extremwetterlagen stehen rund 14.200 Räum- und Sicherungskräfte bereit, um Gleise und Weichen per Hand freizuräumen und den Bahnbetrieb so schnell wie möglich wieder sicherzustellen."
Welche Mittel dürfen auf Schienen und am Flughafen eingesetzt werden?
Die Flugbetriebsflächen in München werden mechanisch gereinigt. "Auf speziellen Lkw sind Schneepflüge, Bürsten und Gebläse installiert, die den Schnee ohne Chemie beseitigen", berichtet Sprecher Wilhelm. "Bei Eisregen, Blitzeis oder starkem Schneefall muss auch auf Flächenenteisungsmittel zurückgegriffen werden." Rund 750.000 Liter Flüssigmittel, 600 Tonnen Quarzsand sowie 100 Tonnen Granulat seien für den Bereich innerhalb des Flughafenzauns vorrätig. Im öffentlichen Bereich setzte München auf Streusalz, Splitt, Granulat und heuer auch auf Gurkenwasser, das als Salzersatz seinen Dienst tut.
"Salz schädigt die Flugzeuge", erklärt Maricci King vom Airport Memmingen. Auch Splitt ist auf den Start- und Landebahnen tabu. Deshalb würden Flüssigstreumittel und Feststreustoff verwendet. Salz werde nur auf der Landseite bei den Parkplätzen gestreut.
Wie werden Flugzeuge, ICE und Co wetterfest?
Bei der Bahn bekommen die Züge einen Wintercheck: Stromabnehmer werden geschmiert, Batterien geprüft, Scheibenwaschanlagen erhalten Frostschutz und vieles mehr.
Sind Flugzeuge vereist, müssen in München die sogenannten Eisbären ran. Das sind Spezialfahrzeuge, die unmittelbar vor dem Start Enteisungsmittel auf die Flugzeuge sprühen. "Das verbrauchte Enteisungsmittel wird aufgefangen und zu einem Großteil recycelt", sagt Sprecher Wilhelm.
In Memmingen planen die Verantwortlichen für die Enteisung eines Flugzeuges je nach Wetter zwischen 8 und 45 Minuten ein. "Schon eine dünne Schicht Raureif kann die aerodynamischen Eigenschaften eines Flugzeuges erheblich beeinträchtigen, das Gewicht erhöhen und die Steuerflächen blockieren", erklärt Sprecherin King. "Deshalb muss vor jedem Start alles restlos entfernt werden, um Sicherheit und Effizienz zu gewährleisten."
© dpa | Abb.: Deutsche Bahn AG / Oliver Lang | 20.11.2025 07:19




