
DSB startet mit Talgo 230 als ECE in der Kooperation mit dem DB Fernverkehr, © Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben (Symbolbild)
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Warum hat die EU-Kommission den Plan erstellt?
Die Behörde unter der Leitung von Ursula von der Leyen sieht schnelle Zugverbindungen als zentrale Säule des klimafreundlichen Verkehrs in Europa. Jeder Fahrgast, der künftig statt ins Flugzeug in den Zug steigt, spart Kohlenstoffdioxid ein. Schnellere und komfortablere Bahnverbindungen sollen Kurzstreckenflüge überflüssig machen und lange Fahrten mit dem Auto reduzieren. Der zuständige EU-Kommissar Apostolos Tzitzikostas sagt: "Mit schnelleren, besser vernetzten Bahnstrecken und klimafreundlichen Kraftstoffen machen wir Europas Verkehrssystem sauberer, widerstandsfähiger und erschwinglicher."
Welche Verbindungen sollen besser werden?
Die EU-Kommission nennt in ihrem Plan etliche Beispiele dafür, wie stark sich die Fahrzeiten verkürzen könnten. Darunter sind etwa folgende Verbindungen:
- Berlin–Kopenhagen: 4 statt 7 Stunden
- Berlin–Wien (über Prag): 4,5 statt mehr als 8 Stunden
- München–Rom: 6 statt 9,5 Stunden
- Madrid–Lissabon: 3 statt 9 Stunden
- Sofia-Athen: 6 statt mehr als 13 Std. 40 Min.
- Tallin-Riga: 1 Std. 45 Min. statt derzeit 6 Std. 10 Min.
Bis 2030 sollten zudem alle großen EU-Flughäfen, die mehr als zwölf Millionen Fluggäste abfertigen, an den Fern- oder Hochgeschwindigkeitsschienenverkehr angeschlossen sein.
Die Kommission will außerdem dafür sorgen, dass Tickets für internationale Bahnreisen leichter buchbar werden. Ab 2026 soll es eine neue EU-Verordnung leichter machen, grenzüberschreitende Fahrkarten unterschiedlicher Anbieter auf einer Plattform zu kaufen – ähnlich wie bei Flugbuchungen. Auch die Fahrgastrechte, die zum Beispiel bei Verspätungen einen Anspruch auf Entschädigung garantieren, könnten gestärkt werden.
Werden Bahnreisen günstiger?
In Ländern wie Spanien und Italien hat die Öffnung des Marktes für neue Anbieter nach Angaben der Kommission bereits zu stark gesunkenen Ticketpreisen und einem Anstieg der Passagierzahlen geführt. Genau das soll nun auch für andere Länder erreicht werden. Mehr Wettbewerb und faire Marktbedingungen sollen Bahntickets erschwinglicher machen. Die EU will Barrieren für neue Anbieter abbauen – etwa beim Zugang zu Bahnhöfen, Wartungsdepots oder Buchungssystemen – und dafür sorgen, dass Trassennutzungsgebühren auf einem wettbewerbsfähigen Niveau bleiben.
Was wird das Projekt kosten und woher soll das Geld kommen?
Der Aufbau des europäischen Hochgeschwindigkeitsnetzes ist ein Jahrhundertprojekt. Bis 2040 rechnet die Kommission mit Kosten von rund 345 Milliarden Euro, bis 2050 könnten es sogar bis zu 546 Milliarden Euro werden, wenn Reisegeschwindigkeiten von mehr als 250 km/h angepeilt werden. Neben privaten Investitionen und öffentlichen Mitteln aus den Mitgliedstaaten sollen deswegen auch EU-Fördermittel mobilisiert werden. Zudem könnte es Kredite und Garantien von Finanzinstitutionen wie der Europäischen Investitionsbank (EIB) und nationalen Förderinstitutionen geben.
Ein geplanter "High-Speed Rail Deal" soll Finanzierungszusagen ab 2026 bündeln. Nach EU-Angaben wurden bereits in der Vergangenheit erfolgreich Bahnprojekte aus Brüssel unterstützt. In Italien wurde etwa der Ausbau der Strecke Palermo–Catania durch EU-Garantien abgesichert, in Portugal wurde das Projekt Lissabon–Porto durch eine Kombination aus EU-Zuschüssen und EIB-Darlehen ermöglicht.
Um Bahnunternehmen zur Umsetzung der Pläne zu bewegen, will die EU-Kommission noch bestehende Hindernisse im grenzüberschreitenden Bahnverkehr abbauen. Rahmenbedingungen für Bahnindustrie und Betreiber sollen verbessert sowie Forschung und Innovation gefördert werden.
Was hält die Deutsche Bahn von dem Brüsseler Plan?
Die DB bezeichnet ihn als entscheidend für ein weiteres Wachstum des internationalen Fernverkehrs. Konkret werden dabei insbesondere der weitere Ausbau der Hochgeschwindigkeitsinfrastruktur und deren Finanzierung, harmonisierte Vorschriften für den grenzüberschreitenden Bahnbetrieb und faire Wettbewerbsbedingungen für alle Verkehrsmittel genannt.
"Die DB unterstützt das ausdrücklich und wird die von der EU-Kommission angekündigten konkreten Maßnahmen in den nächsten Jahren konstruktiv begleiten", sagte eine Sprecherin. Ihren Angaben zufolge bietet die DB bereits heute täglich mehr als 300 grenzüberschreitende Verbindungen an. So seien mehr als 200 europäische Städte in 14 europäischen Ländern direkt von Deutschland aus erreichbar. Mehr als 65.000 Fahrgäste nutzten diese Zugfahrten im internationalen Fernverkehr pro Tag.
© Ansgar Haase, dpa | Abb.: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben (Symbolbild) | 05.11.2025 20:58



