Am Dienstag begannen nun die Arbeiten an dem am schwersten betroffenen, nahezu gänzlich verwüsteten Streckenabschnitt zwischen Walporzheim und Ahrbrück (Landkreis Ahrweiler).
"Im Rekordtempo bauen wir den Streckenabschnitt zwischen Walporzheim und Ahrbrück komplett neu", sagte DB-Vorstand Infrastruktur, Berthold Huber, am Dienstag. "Normalerweise dauert das 10 oder 12 Jahre", betonte Huber. "Um das zu ermöglichen, hat der Bund Planungserleichterungen für den Wiederaufbau und die Elektrifizierung der Ahrtalbahn ermöglicht", sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bezeichnete die Ahrtalbahn als eine "Lebensader" für die Menschen in der Region und als wichtig für Wirtschaft und Tourismus im Ahrtal.
Die Deutsche Bahn will nach aktuellen Planungen Ende 2025 mit den Bauarbeiten fertig sein. Dann sollen elektrifizierte und nicht mehr mit Diesel betriebene Züge über die nunmehr zweispurige Strecke rollen. Nach dem Neubau soll die Ahrtalbahn im 20-Minuten-Takt fahren, häufiger als zuvor. Ein weiterer Anspruch: Die Ahrtalbahn wird "hochwasserresilient" wiederaufgebaut.
Konkret enthalten die Planungen neun ersetzte Brücken und den Austausch nahezu aller Stützbauwerke. Auf rund 16 Kilometern entstehen komplett neue Schienen. Die Bauteams setzen sieben Bahnübergänge instand - ebenso wie die zerstörten Stellwerke in Dernau und Kreuzberg. Hinzu kommt ein neues elektronisches Stellwerk in Ahrweiler. Den Abschluss bildet die Erneuerung der sechs von der Flut betroffenen Bahnhöfe. Vorbereitungen dafür laufen seit März. Teil der Arbeiten ist zudem der Neubau eines parallel zur Bahnstrecke verlaufenden Fahrradwegs.
Seit Dezember 2021, rund vier Monate nach der Flutkatastrophe, fährt die Ahrtalbahn nur noch eingleisig auf dem 15 Kilometer langen Abschnitt zwischen Remagen und Walporzheim. Im Sommer kam es zu einer sechswöchigen Sperrung der Strecke.
Die Bahn hatte nach der Flutkatastrophe von einer massiven Zerstörung gesprochen. So waren mehrere Brücken und der Großteil der insgesamt 30 Kilometer langen Strecke nicht mehr oder nur rudimentär vorhanden gewesen. Die auch von Schülern und Pendlern genutzte Ahrbahn hatte vor der Flutkatastrophe täglich etwa 3000 Passagiere. Nach Angaben der Deutschen Bahn fuhren vor 110 Jahren erstmals Züge durchs Ahrtal.
Die Kosten für den Wiederaufbau trägt der Bund. Zur Elektrifizierung der Strecke hat das Land Rheinland-Pfalz für den Doppelhaushalt 2023 und 2024 12,7 Millionen Euro eingeplant.
Zum offiziellen Startschuss für den Neubau in Altenahr waren am Dienstag neben Wissing und Dreyer unter anderem Klimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne) und Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP) vor Ort.
Die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zerstörte im Sommer 2021 sieben Regionalverkehrsstrecken so sehr, dass sie neu gebaut oder umfangreich saniert werden mussten. Die Deutsche Bahn schätzte den Schaden auf 1,3 Milliarden Euro.
© Oscar Fuchs, dpa | Abb.: Deutsche Bahn AG / Dominic Dupont (Archiv) | 12.09.2023 06:38