Worum geht es? Im Mai hatte das Land Schleswig-Holstein trotz Angeboten der Bahn-Tochter und eines weiteren Unternehmens das sogenannte Bahn-Netz Mitte neu ausgeschrieben. Früheren Angaben des Nahverkehrsbundes Schleswig-Holstein (Nah. SH) zufolge waren zuvor keine wirtschaftlichen Angebote eingegangen. Weil die Vergabekammer nach Beschwerde der Bahn-Tochter im Juni entschied, dass das erste Verfahren rechtmäßig aufgehoben worden sei, zog das Bahnunternehmen vor das Oberlandesgericht.
Es geht den Betrieb der Strecke für 12 Jahre
Das Bahnnetz Mitte umfasst nicht nur die Verbindung Hamburg–Kiel (RE 70), sondern auch die Linie Hamburg–Kiel/Flensburg/Tinglev (RE 7). Auf beiden Strecken legen die Züge jährlich rund fünf Millionen Kilometer zurück. Derzeit betreibt DB Regio die Verbindungen. Bei der Ausschreibung geht es um den Betrieb der Strecke von Dezember 2027 bis mindestens Dezember 2039.
Das Netz Mitte hatte das Land gemeinsam mit dem Netz Süd-West mit den Strecken Hamburg – Itzehoe/Heide (RB 61) und Hamburg – Wrist/Kellinghusen (RB 71) ausgeschrieben. Der Senat in Schleswig begründete seine vorläufige Einschätzung in der mündlichen Verhandlung mit den Teilnahmebedingungen der Ausschreibung, nach denen die Angebote in Kombination zu würdigen waren.
Beim parallel ausgeschriebenen Netz Süd-West steht dagegen fest, dass dort nach einem Beschluss des zuständigen Wirtschafts- und Finanzausschusses des Landtags weiterhin die Nordbahn fahren soll. Der Zuschlag sei mittlerweile auch formell erteilt, sagte ein Sprecher von Nah.SH am Nachmittag. Auf diesen Linien kommen jährlich rund 2,1 Millionen Zugkilometer zusammen. Im Fall des Netzes Süd-West erklärte der Senat nach Angaben der Gerichtssprecherin in der Verhandlung nun, dass dort keine Rechtsverletzung vorliege.
Der SPD-Verkehrspolitiker Niclas Dürbrook bezeichnete das Netz Mitte als wichtigste Bahnverbindung in Schleswig‑Holstein. "Sehr viele Menschen – darunter tausende Pendlerinnen und Pendler – sind täglich von einem funktionierenden Bahnnetz abhängig." Deshalb gebe die Panne im Vergabeprozess Anlass zu großer Sorge. "Mit Blick auf den Zeitplan ist die Lage drängend: Der laufende Verkehrsvertrag endet definitiv im Dezember 2027. Um die Übergabe an einen neuen Betreiber reibungslos zu gestalten, ist eine längere Vorlaufzeit erforderlich."
© dpa | Abb.: Deutsche Bahn AG (Archiv) | 30.10.2025 19:56




