Doch woran mangelt es genau und was kann getan werden? Eine Übersicht.
Doppelte Kabel
Hecht beklagt vor allem, dass es in Deutschland zu wenig Absicherung gibt, also zweite oder sogar dritte Kabel, die bei einer Beschädigung des Hauptkabels den Betrieb noch aufrechterhalten. "Es fehlt quasi überall an Redundanzen", sagt Hecht. Auf die Frage, wie viel Prozent des Streckennetzes seinen Erkenntnissen nach mit Redundanzen ausgestattet sind, sagt er: "Das geht gegen null." In der Schweiz seien Signalleitungen dagegen doppelt und teils dreifach an unterschiedlichen Stellen vorhanden.
Die Deutsche Bahn teilte dazu mit: "Mit Blick auf die technische Verfügbarkeit baut die DB zusätzliche Redundanzen im Netz auf, um technische Systeme und damit den Zugverkehr auch nach eventuellen Eingriffen sicher weiterzubetreiben."
Zäune
Teile der Bahn-Infrastruktur in Deutschland werden mit Zäunen gesichert - aber lange nicht alle. Die DB vertritt den Standpunkt, dass ein Streckennetz von rund 34.000 Kilometern nicht flächendeckend und lückenlos überwacht werden kann.
"Gegenbeispiel ist Norwegen. Dieses extrem schwach besiedelte Land hat nur eingezäunte Bahnstrecken", sagt Experte Hecht. "Ein weiteres Beispiel, was man ungern hört, ist Großbritannien. Auch da sind alle Bahnstrecken eingezäunt. In Frankreich sind die kritischen Strecken doppelt eingezäunt."
Wärmebildkameras und Sensoren
Die Deutsche Bahn setzt stattdessen immer mehr auf Technik. "Dabei kommt mobile und stationäre Videotechnik zum Einsatz, ebenso wie Trittschallsensoren und Wärmebildkameras", teilte der Konzern mit. "So setzt die DB an Strecken und Abstellanlagen unter anderem Wärmebildkameras und Geräuschsensoren ein, um zu erkennen, ob sich dort unbefugte Personen aufhalten."
Dazu sagt Wissenschaftler Hecht: "Wärmebildkameras und Sensoren sind aus meiner Sicht kein adäquater Ersatz. Es ist besser als nichts, aber an einer Redundanz geht eigentlich kein Weg vorbei."
Drohnen
Zudem überfliegt die DB ihre Anlagen mit Drohnen. Künftig sollen laut DB Drohnen bei Hinweisen der Sensoren im Gleisbereich automatisiert aufsteigen und schnell Bilder übertragen, mit denen beurteilt werden kann, ob sich etwa Metalldiebe oder spielende Kinder in Gleisen aufhalten oder ein umgestürzter Baum die Strecke blockiert. Damit könne zielgerichtet und schnell über die passende Reaktion entschieden werden.
Im September 2024 stellte die Bahn einen Prototyp einer Langstreckendrohne vor. Diese hat laut Konzern deutlich mehr Reichweite (etwa 150 Kilometer) und kann auch während des laufenden Bahnbetriebs eingesetzt werden. Das Fluggerät befindet sich derzeit im Testbetrieb. In Zukunft sollen 100 dieser Drohnen deutschlandweit eingesetzt werden.
Sicherheitspersonal
Die DB will bei der Sicherung der Infrastruktur personell zulegen. "Ganz konkret heißt das, dass zusätzlich zu den 4.500 Sicherheitskräften der DB, die Hand in Hand mit 6.000 Beamten der Bundespolizei arbeiten, weitere mobile Präsenz- und Präventionsstreifen von DB Sicherheit bundesweit eingesetzt werden", teilte der Konzern mit. Bis Ende 2025 sollen 280 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei DB Sicherheit zum Schutz von Strecken, Anlagen und Bauten eingestellt werden.
Digitale Leit- und Sicherheitstechnik
Seit vielen Jahren wird darüber diskutiert, die Leit- und Sicherheitstechnik zu digitalisieren - passiert ist das in Deutschland bisher aber nur auf einem sehr kleinen Teil des Streckennetzes. Von der neueren Technik erhoffen sich viele Experten einen reibungsloseren Betrieb sowie europäische Standards für den grenzüberschreitenden Verkehr. Ein weiterer Vorteil mit Blick auf Anschläge: Die digitale Technik kommt ohne Signalkabel aus. "Wir sind da aber von allen EU-Ländern am weitesten zurück", sagt Experte Hecht.
Ein Beispiel: Auf den Strecken Frankfurt-Mannheim und Hamburg-Berlin sollte im Rahmen der Generalsanierungen die digitale Technik eingebaut werden. Letztlich entschied sich die Bahn aufgrund verschiedener Probleme dagegen, beide Strecken sind daher zunächst nur für den digitalen Betrieb vorbereitet worden.
© Fabian Nitschmann, dpa | Abb.: Deutsche Bahn AG / Max Lautenschläger (Archiv) | 04.10.2025 07:15