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Peterson: Bahn-Infrastruktur "steht an einem Kipppunkt"

Die Schienen-Infrastruktur in Deutschland steht nach Einschätzung des Bahn-Vorstandsmitglieds Michael Peterson an einem Kipppunkt. Seit den 1970er-Jahren sei zu wenig in den Schienenverkehr investiert worden, sagte der Fernverkehrschef in einem Interview der Wochenzeitung "Die Zeit".
DB-Personenfernverkehrsvorstand Michael Peterson
DB-Personenfernverkehrsvorstand Michael Peterson bei der Jubiläumsfeier "20 Jahre ICE Brüssel", © Deutsche Bahn AG / Bernard De Keyzer
Stattdessen habe die Vorgabe gegolten, den "Bahnbetrieb auf Effizienz zu trimmen". Die Konsequenz daraus sei, dass heute "die Infrastruktur an einem Kipppunkt steht", so der 52-Jährige, der seit Juli 2022 Vorstand für Personenfernverkehr der Deutschen Bahn AG ist.

Statt wie bislang immer wieder kleinteilig zu reparieren, gebe es nun ein Generalsanierungskonzept. "Stück für Stück werden die wichtigsten Bahnstrecken gesperrt und komplett neu hergerichtet", sagte Peterson. Bis 2029 werde sich die Lage in ganz Deutschland extrem verbessert haben. "Garantiert."

Er sei mit der angebotenen Qualität der Deutschen Bahn absolut nicht zufrieden, sagte der Manager. "Es entspricht nicht dem Anspruch an die Bahn, die wir Deutschland bieten wollen. Auch nicht dem, was die Menschen in Deutschland verdient haben."

Die Defizite seien "das Resultat der Unterfinanzierung, die bislang unsere Arbeit bestimmt hat", so Peterson weiter. "Dazu mal ein plakatives Beispiel: 2020 und 2021 haben wir die Strecke Köln-Düsseldorf viermal in zwei Jahren gesperrt. Weil wir einmal den Oberbau neu gemacht haben, einmal die Oberleitung, einmal die Weichen und einmal das Stellwerk. Das wäre dasselbe, als wenn Sie für Ihr Badezimmer beschließen: Erst lege ich die Fliesen neu, in drei Monaten mache ich neue Leitungen, in sechs Monaten wechsle ich das Waschbecken aus. Die Dusche machen wir in zwei Jahren. Das würde kein Mensch so machen. Wir waren aber gezwungen, so zu handeln."

In dem Gespräch äußerte Peterson Verständnis für die Kritik vieler Bahn-Kunden. Allerdings sei "die Grenze erträglicher Kritik endgültig überschritten, wenn Bahn-Personal persönlich angegriffen wird. Bahn-Mitarbeiter werden nicht nur verbal angegriffen. Wir erleben immer wieder auch physische Übergriffe. Und gerade bei Auseinandersetzungen rund um die Maske waren unsere Leute auch Opfer teils brutaler Attacken", so Peterson.
© dpa, Die Zeit, schiene.de | Abb.: Deutsche Bahn AG / Bernard De Keyzer | 08.03.2023 12:06

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