Stuttgart 21
Älter als 7 Tage

Bahn und Politik feiern letzten Tunneldurchschlag

Ende 2025 soll er fertig sein, der neue Bahnhof in Stuttgart. Der letzte Tunnel ist nun durchschlagen worden, andere Teile wie die Schnellstrecke sind bereits eingeweiht, einige müssen noch fertig gebaut werden oder sind in Planung. Je nach Lesart.
Tunneldurchschlag, Flughafentunnel
Mit dem Tunneldurchschlag im neuen Flughafentunnel sind alle Tunnel des Projekts Stuttgart 21 fertig gegraben, © Deutsche Bahn AG / Reiner Pfisterer / Bahnprojekt Stuttgart-Ulm e.V.
Während die Züge auf der Schnellstrecke zwischen Wendlingen und Ulm bereits unterwegs sind, nehmen Bauarbeiten an anderen Teilen des milliardenschweren Bahn-Projekts Stuttgart 21 noch Zeit in Anspruch. Auf dem langen Weg zum Finale sind Bahn, Bund und andere Partner nun einen Schritt weitergekommen: Am Donnerstag ist die Südröhre des neuen Flughafentunnels durchschlagen worden, der nach offizieller Lesart letzte Tunnel des Großprojekts. Nach einer Lasershow durchschlug eine Baggerschaufel vor vielen Gästen mit großem Gerumpel den Tunnel.

Insgesamt seien im Rahmen von Stuttgart 21 rund 56 Kilometer Tunnel gegraben worden, teilte der Verein Bahnprojekt Stuttgart-Ulm mit. Der Flughafentunnel soll den Flughafen und die Messe an das Fern- und Regionalbahnnetz anbinden.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) waren beim letzten Durchschlag am Ort. Nach Angaben des Vereins Bahnprojekt Stuttgart-Ulm ist es ein "historischer Meilenstein" von Stuttgart 21. Die Röhren verbinden die neue Station am Flughafen mit der an der A8 gelegenen Neubaustrecke Richtung Ulm. Sie wird aber nach Schätzungen der Bahn erst 2027 in Betrieb gehen. Der Flughafentunnel ist einer von acht Tunneln, die in den vergangenen zehn Jahren gebaut wurden.

Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) erinnerte bei der Feier zum Durchschlag an die Schwerstarbeit, die Mineure und Ingenieure wegen der Stuttgarter Kessellage und des Mineralwassers leisten mussten. An Bundesverkehrsminister Wissing appellierte er aus aktuellem Anlass, "den unerlässlichen Schleusenausbau auf dem Neckar beherzt und bald anzugehen. Sankt Nimmerlein darf nicht zum Schutzheiligen des Neckarschleusenausbaus werden."

Baden-Württembergs Verkehrsminster Hermann bezeichnete den Projektteil am Stuttgarter Flughafen und an der Landesmesse als "Verkehrsdrehscheibe" und ergänzte: "Alle Verkehrsträger, vom Flugzeug übers Auto, Fernbus, S- und U-Bahn, bis hin zum
Fern- und Regionalverkehr, werden hier miteinander verknüpft sein." Bezogen auf die Dauer der Bauarbeiten gab er zu: "Wir hätten es auch gerne ein bisschen früher gehabt, aber wir freuen uns jetzt, dass wir soweit sind".

Kritiker sehen das etwas anders. Während die Bahn das Ende des Tunnelvortriebs für Stuttgart 21 zelebriert, verweisen sie auf eine Lücke im neuen Stuttgarter Bahnknoten, die noch lange die Gemüter erhitzen dürfte. Der etwas mehr als elf Kilometer lange und nach Bahn-Angaben rund eine Milliarde Euro teure Pfaffensteigtunnel soll die Gäubahn unterirdisch unter den Fildern hindurchführen und am Stuttgarter Flughafen in die geplante Fernbahnstation münden, er steckt aber noch in der Planungsphase. Allerdings ist dieser früher Gäubahntunnel genannte Bau ein Bundesprojekt und kein Teil von Stuttgart 21. Er wäre Teil des Gäubahn-Ausbaus im Bundesverkehrswegeplan und damit des angestrebten Deutschlandtakts. Der Tunnel könnte laut Bahn 2032 in Betrieb gehen, Kritiker rechnen mit einer längeren Bauzeit.

Das Projekt Stuttgart 21 steht für die komplette Neuordnung des Bahnknotens Stuttgart, nicht nur für den Umbau des Hauptbahnhofs der Landeshauptstadt. Gebaut werden neue Bahnhöfe, Dutzende Kilometer Schienenwege und Tunnelröhren, Durchlässe sowie Brücken. Stuttgart 21 soll dazu beitragen, die Reisezeiten im Fern- und im Regionalverkehr erheblich zu verkürzen. Das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm schließt neben Stuttgart 21 auch den Neubau der bereits eröffneten Strecke Wendlingen-Ulm ein.
© Anne Stein und Martin Oversohl, dpa | Abb.: Deutsche Bahn AG / Reiner Pfisterer / Bahnprojekt Stuttgart-Ulm e.V. | 14.09.2023 15:26

Es gibt neue
Nachrichten bei schiene.de

Startseite neu laden