Die Verfasser bitten den Regierungschef, sich der Situation persönlich anzunehmen. Der hinter dem Brief stehende Zusammenschluss vertritt nach eigenen Angaben rund 1.600 Beschäftigte. Diese hätten mittlerweile Probleme bei der Personalgewinnung und fühlten sich als wirtschaftlich starke Region und Jobmotor des Kreises Nordfriesland abgehängt.
Züge überfüllt - Passagiere werden stehengelassen
"Durch die vielen Zugausfälle sind die Züge, die dann fahren, restlos überfüllt, sodass sie teilweise an den Bahnhöfen keine weiteren Passagiere aufnehmen können und die Menschen auf den Bahnsteigen stehen bleiben müssen. Das ist keine Seltenheit mehr, sondern derzeit fast schon Tagesgeschäft." Ende Oktober hatte die Deutsche Bahn über eine deutliche Zunahme von Verspätungen und teilweise auch Zugausfällen berichtet.
Die Verfasser des Protestbriefes schreiben, die Pendelnden beklagten oft enorme Zeitverluste. "Sie haben erhebliche Schwierigkeiten, die Versorgung ihrer Kinder sicherzustellen, weil sie nicht wissen, wann sie diese aus den Kitas abholen können. Ebenso haben unsere Kinder Probleme, zur und von der Schule auf dem Festland zu kommen."
Zeitverluste immens - Ablösung für Beschäftigte kommt zu spät
Die Situation werde durch mangelnde Informationspolitik erschwert, kritisieren die Verfasser. "Oftmals kommen die Meldungen viel zu spät in die App, obwohl die Störungen schon lange bekannt sind." Teilweise leide auch das Betriebsklima, weil sich das Verständnis zwischen Insulanern und Pendlern für die jeweilige Situation der Einzelnen erschöpfe.
"Besondere Probleme bereitet unseren Kolleginnen und Kollegen in den Krankenhäusern und in der Altenpflege auch, dass ihre Ablösung nach oder vor dem jeweiligen Dienst nicht rechtzeitig zur Arbeit erscheint und sie dadurch Mehrarbeit leisten müssen."
Bahn: Ursachen für Störungen vielschichtig
Eine Bahnsprecherin sagte der Deutschen Presse-Agentur, "den Unmut unserer Fahrgäste über Verspätungen und Ausfälle können wir nachvollziehen und bitten die betroffenen Reisenden, die daraus resultierenden Unannehmlichkeiten zu entschuldigen". Je nach Art und Umfang des Problems pflegten Mitarbeitende Änderungen schnellstmöglich in die elektronischen Medien ein. "Wir arbeiten auch daran, die digitalen Schnittstellen zu optimieren, um schneller und verlässlicher informieren zu können."
Die Ursachen für Störungen im komplexen Bahnsystem seien vielschichtig, sagte die Sprecherin. "Auf der Marschbahn gab es zuletzt unterschiedliche Vorkommnisse, die zu Verspätungen, teilweise auch Ausfällen, geführt haben wie Weichenstörung im Bereich Lehnhallig, ein qualmendes Auto auf dem Sylt Shuttle, Stellwerkstörung in Husum aufgrund eines Kabelschadens in Folge von Tiefbauarbeiten für das neue elektronische Stellwerk (ESTW) in Niebüll." Diese lasse sich bei Tiefbauarbeiten nicht immer vermeiden, da die alten Kabel teils schon vor Jahrzehnten verlegt wurden.
Die Deutsche Bahn hat zwischen Sommer 2018 und Ende 2022 den Angaben zufolge rund 160 Millionen Euro in die Infrastruktur der Marschbahn investiert. Es seien Gleisanlagen, Brücken, Signale und Bahnübergänge entlang der Strecke erneuert worden, um die Störanfälligkeit im Netz zu reduzieren.
Bereits im November 2017 hatte sich der Zusammenschluss den Angaben zufolge in ähnlicher Konstellation in der Sache an den Ministerpräsidenten gewandt.
© dpa | Abb.: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben (Symbolbild) | 12.11.2025 18:58




